Sein

SEIN! Ich will doch einfach nur sein, bin aber andauernd.

Sein

SEIN.jpgWas ist das nur, was mich beschäftigt.
Das Immerwährende, Einherschwelende, welches ohne Unterlass über mir weilt. Dieser Drang, das Einnehmende, dieses Hinschubsende auf jedes noch so kleine Detail. Ja, ok, ich bin mir dessen bewusst, dass ich manchmal einfach nur wegschauen sollte. Es nicht zu meinem machen müsste. Aber trotzdem, … hmm, aber trotzdem will ich hinschauen. Definiere ich mich denn nicht genau dadurch, dass ich es SEHE?
Ist es nicht das, was ich bin? Was mich ausmacht? Was meinen Charakter bestimmt? Etwas zu SEHEN, wo doch in der heutigen, getriebenen, hektischen Zeit keiner mehr Zeit hat, hinzuschauen, nein, eher noch wegsieht, um nicht genau in diese bremsende, den Tagesablauf störende Zeitschleife zu geraten. Ich mach das nicht, wegsehen. Immer und immer wieder tauche ich ein in die Tiefen des SEHENS und seh dabei so viel mehr, mehr als ich müsste, mehr als ich oft will. Dabei will ich doch manchmal einfach nur sein. Ohne den Zwang, getrieben durch die inneren Unruhen, dass ohne mich DAS jetzt, in diesem Moment, einfach nicht funktioniert. Einfach nur sein. Atmen, ein und aus, einfach nur atmen, mehr nicht. Hinschauen, zulassen … aber trotzdem …
Es macht mir nichts aus, mich darüber zu beugen und draufzublasen, es in Immerwährender Hingabe zu hegen und zu beschützen. Ja klar, macht es mir nichts aus. Warum auch! Und, ich rede nicht von offensichtlichen Notfällen, nein, dass nicht, denn da sollte jeder hinschauen. Ich rede von den kleinen, unscheinbaren, flüchtigen Regungen, die ich wahrnehme. Zehntelsekunden des Hinsehens: das kleine winzige Glitzern im Augenwinkel, das unwirkliche Zucken an irgendeiner Stelle im Gesicht, der fehlende Glanz in den Augen… und mich bedrückt im Innern etwas, dass ich nicht beschreiben kann.
Es ist nur ein Gefühl, ein flüchtiger Gedanke der allerdings, wie der zarte Schlag eines Schmetterlingsflügels an mir vorbeirauscht, laut, um Hilfe schreiend. Ich sehe hin. Sage nichts! Bin still! Doch allein schon mein Gedanke scheint den Antrieb zu geben, dass Wildfremde sich dazu genötigt fühlen mir ihre immerwährende Pein zu berichten. Kann ich es lösen? Weiß nicht, vielleicht? Ja, Nein, ich höre zu. Nimm es auf und gebe Rat. Und jetzt? Du gehst, drehst dich um und verschwindest in dem unsäglich gefährlichen Raum-Zeit-Kontinuum und ich stehe da, denke nach. Meist durch das, was ich erfahre, ob mit oder ohne Bericht in Worten, allein schon durch den Blick erhaschten Fall, die Regungen, zermartere ich mir die Gedankeninsel. Dabei will ich doch einfach nur sein, einfach mal nur Ruhe haben, NUR SEIN. Aber trotzdem, denke ich, mich selbst strafend tadelnd, über diesen Ausbruchsversuch. Das darfst du nicht, denke ich, NUR sein. Was ist das schon, NUR zu sein. Aber, wehre ich mich, ABER ich bin. ICH BIN! Von daher, obliegt es doch meiner ureigenen Entscheidung, ob ich SEHE, sehen WILL. … Aber trotzdem, schreit mein innerer Monk, mein ich, kann doch nicht zulassen, dass jemand leidet. Selbst unausgesprochen nehme ich es auf mich, warum? Ich weiß es nicht, will ich doch eigentlich nur sein. Eigentlich? Was ist das wieder für ein Wort. Will ich das, oder nicht?  
Ja eigentlich, ähm, ja, gebe ich kleinlaut zu. Ich muss es aussprechen.
Ich will einfach mal nur sein.

Manuela Maer

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