Stammtisch mal woanders? 5. Teil
+++ EGO +++ DRAMA +++ GEFÜHLE +++ ÜBERRASCHUNGEN +++
Wer hätte das gedacht, wie sich die Situation zwischen den beiden Protagonisten entwickelt. Selbst die Autorinnen Verena Valmont und Manuela Maer waren überrascht, was sie da zu hören bekamen. Ihre Figuren Emanuele aus dem Buch „Verborgene Absichten“ und Julia aus der Dämonenbuchreihe „Ilya Duvent“ scheinen sich irgendwie gefährlich zu verselbstständigen. Schauen wir, was passiert:
… … …
(Julia steht im Laden und sortiert gerade Unterlagen in einen Ordner. Sie hat heute einen Termin mit dem Künstler Emanuele, der von einer Kundin gebucht wurde. Am Tag zuvor hatte sie ihn durch Zufall in ihrer Stammkneipe kennengelernt und ihn daraufhin eingeladen, etwas früher zu kommen, um in Ruhe einen Kaffee zu trinken. Wohl nicht ohne Hintergedanken.)
(Emanuele betritt den Laden um 09:12 mit einem Künstlerkoffer, einer großen Leinwand unter dem Arm. Er trägt die Haare offen und hat eine Baskenmütze auf. )
(Julias Blick geht zur Uhr.)
Julia: "Oh, hallo! Auch schon wach?"
Emanuele: (Gähnt.) „Wenn du nichts zu tun hast, können wir uns auch etwas hinlegen. Hätte nichts dagegen.“
(Julia prustet los)
Julia: „Das könnte dir so passen… willst du dir nicht erst mal den Laden ansehen, bevor wir hochgehen? … (Sie schaut erstaunt auf die Sachen.) ... schleppt ihr Künstler eigentlich alle immer so viel Zeug mit Euch herum? … … Hier, stell es hier an die Tür zum Treppenhaus.“
Emanuele: „Wir können auch direkt hochgehen.“ (Emanuele grinst und stellt die Sachen an die Tür)
Emanuele: „Ich hab immer ein großes Päckchen zu tragen.“
(Julia schüttelt den Kopf und verdreht wieder die Augen.)
Julia: „Wie du siehst, ist hier der Buchbereich. Hinten um die Ecke ist noch ein kleiner Tisch mit Stühlen versteht sich, zum Sitzen und lesen. Vorne die aktuellen Sachen, hinten eher die renommierten und auch alten Sachen. … ich habe die alten Eichenregale gelassen, als ich den Laden übernommen hatte, ich dachte, das hat was.“
(Julia geht voraus nach hinten. Emanuele geht herum und sieht sich um. Er greift nach einem Buch und blättert im Stehen darin.)
Julia: „Das interessiert dich wohl weniger hier,… habe ich den Eindruck? … Wir können natürlich auch gleich hochgehen,… mein Mitarbeiter kommt dann runter und passt auf den Laden auf.“
(Sie geht voraus durch die Tür, an der Emanueles Sachen stehen)
Julia: „Kommst du?“
Emanuele: „Wieso denkst du mich interessieren Bücher nicht?“
(Stellt das Buch zurück ins Regal)
Julia: „Du wirkst so! (Sie zuckt mit den Schultern) Sorry, vielleicht bin ich auch zu vorschnell mit meinem Urteil über dich.“
(Er geht direkt zu ihr und sieht ihr stechend in die Augen.)
Emanuele: „Du weißt gar nichts über mich.“
(Julia grinst verschmitzt.)
Julia: „Na dann komm!“
(Sie führt ihn in die erste Etage, die Räumlichkeiten, in der die ganzen Antikmöbel stehen. Dort befindet sich der gemütlich, mit einer Eckbank, eingerichtete Besprechungsraum.)
Emanuele: „Es ist ganz nett hier.“
Julia: „Hier vorne am Fenster kannst du deine Sachen aufbauen... wenn du magst, wenn wir erst mal Kaffee getrunken haben.“
(Der Tisch im Besprechungsraum ist nett gedeckt)
Julia: „Hier herauf kommen nur Kunden mit Termin, … ich besorge alte Dinge,… und vermittle sie.“
(Sie streicht über ein Sideboard)
Julia: „Jedes Teil hat seine Geschichte. So wie wir auch...“.
(Sie grinst wieder und beobachtet ihn. Emanuele runzelt die Stirn und sieht sie leicht spöttisch an.)
Emanuele: „Wir haben also eine Geschichte?“
Julia: „Hast duuu das nicht?“.
Emanuele: „Viel zu viele, als dass es erträglich wäre.“
(Sie geht in den kleinen Raum und schaltet den Kaffeeautomat an.)
Julia: „Was treibt dich denn um? ... Was ist es, was dich bewegt? ... So unzufrieden macht,... zumindest habe ich den Eindruck, dass du das bist.“
(Emanuele schweigt und blickt zur Seite.)
Julia: „Vielleicht sehe ich nicht so aus, aber Ich kann gut zuhören.“
(Julia stellt zwei Tassen unter den Ausguss und drückt den Knopf des Automaten)
(Emanuele macht ein verärgertes Gesicht.)
Emanuele: „Ich hab Durst.“
Julia: „Wasser?“
Emanuele: „Gern, danke. Übrigens trinke ich keinen Kaffee.“
Julia: „Oh,.. dann muss ich wohl zwei trinken. … Tee?“
Emanuele: „Wenn du welchen hast, gern.“
(Zieht die Schublade neben sich auf.)
Julia: „Hier schau mal rein, da findest du verschiedenen Tee. Fast alle Sorten.“
Emanuele: „Warum bist du eigentlich so neugierig?“
Julia: „Warum ich neugierig bin? ... Hmmm,.. gute Frage,... wenn ich das nicht wäre, könnte ich nicht mit alten Büchern und Antiquitäten handeln... ich frage mich immer, was hinter den Sachen steckt, was für eine Geschichte sie haben, um zu verstehen, warum sie da sind.“
Emanuele: „Gibt es hier Matetee? Ich hätte mir welchen mitnehmen sollen, hier gibts den in keinem Café. … Ich soll dir also meine Lebensgeschichte erzählen?“
Julia: „Ich habe sogar Matetee,... hier oben im Schrank.“
(Sie macht die Tür auf und holt eine Dose raus)
Emanuele: „Ich könnte dich küssen.“ (Schnappt sich die Dose, öffnet sie und riecht dran.)
Julia: „Deine Geschichte ist vielleicht interessanter, als du denkst.“
Emanuele: (Murmelt) „Jaaaaa, das ist meine Welt.“
(Julia grinst amüsiert und wissend, dass er sich über den Matetee freut.)
Emanuele: „Tut mir leid, dass du den Kaffee umsonst rausgelassen hast.“
Julia: Ich trinke auch zwei... kein Problem.“
(Sie stellt den Wasserkocher auf für den Matetee.)
Emanuele: „Meine Geschichte erzähle ich dir, wenn du mir deine erzählst. … Dämonenjägerin.“
(Er grinst. Julia zuckt zusammen. Emanuele legt seine Hand auf ihre Schulter und sieht sie an.)
Emanuele: „Was ist denn los?“
Julia: „Nicht lustig... du weißt warum... habe ich gestern schon erwähnt … das weiß ich noch.“
Emanuele: „Du brauchst keine Angst haben, ich bin doch hier und beschütze dich.“
(Lächelt und füllt das Wasser in eine Tasse, die er zuvor über sich aus dem Regal genommen hatte.)
Julia: „Ah,... du machst das selbst... ok... dann kann ich mich ja hinsetzen.“
(Tür vorne geht auf und Pascal ruft rein, dass er jetzt unten ist.)
Julia: „Dann machen wir Quid pro Quo ... ich erzähle etwas... du erzählst etwas. Brauchst du Zucker? … Es ist seltsam,… es fühlt sich mit dir an, als ob wir uns schon viel länger kennen würden und das nicht nur, weil du dir deinen Tee selbst machst.“
(Sie schaut nachdenklich ins Leere.)
Emanuele: „Na schön so machen wir es. Und ich würde niemals den Geschmack der Teeblätter mit Zucker verderben. … Es fühlt sich so an, weil ich jemandem ähnlich sehe?“
Julia: „Hmmm,... keine Ahnung,... es fühlt sich halt irgendwie vertraut an. … Ich bin mir noch nicht im Klaren darüber, wie ich das einordnen soll... oder sollte?“
(Julia steht auf, geht um den Tisch und fasst Emanuele mit geschlossenen Augen am Arm an, … mit beiden Händen.)
Emanuele: „Was machst du da?“
(Er lacht verdutzt.)
Julia: „Entschuldige,... ich musste da was testen. (Sie will sich wieder setzen) Da war nichts,... worüber ich eigentlich froh bin...“.
(Packt sie am Handgelenk ehe sie weggehen kann.)
Julia: „Wenn ich das mit dem Buch mache,... mit dem Seelentrog meine ich,... spüre ich ihn,... IHN!“
(Er steht auf und streicht ihr die Haare hinters Ohr. Er Flüstert.)
Emanuele: „Soll ich mal was testen?“ (Grinst gefährlich.)
(Sie reißt sich los.)
Julia: „Ne ne,... solche Tests lassen wir mal. (Etwas leiser) ... noch!“
Emanuele: (Zuckt mit den Schultern.) „Du hast doch damit angefangen.“
Julia: „Versteh mich nicht falsch,... du wolltest es ja wissen... und jetzt habe ich das Gefühl, dass du dich wieder über mich Lustig machst.“
(schaut trotzig,... aber im Spaß)
Julia: „Nun setz dich doch mal,... du machst mich ganz nervös, wenn du mich ständig von oben herab anschaust.“
Emanuele: „Ich muss dir ehrlich gestehen, dass ich nicht weiß, was das eben sollte. Hast du getestet ob dämonische Schwingungen von mir ausgehen?“ (Er setzt sich neben sie.)
Julia: „So in etwa,... ja,.. so kann man das sagen... wenn ich den Seelentrog berühre, ist es so, als würde mich alles um mich herum in den Arm nehmen... verstehst du? Es ist so, als wenn da eine unsichtbare Kraft ist, die mich streichelt. (hält die Hände vors Gesicht) ... Ich weiß, das hört sich verrückt an.“
(Er verschränkt die Arme.)
Emanuele: „Was ist der Seelentrog?“
Julia: „Das ist wie, … na eben wie auch bei so manchen Antiquitäten... manche strahlen etwas aus, das spüre ich, wenn ich in der Nähe der Möbelstücke bin,... ich glaube, dass noch viel mehr DINGE wie ein Seelentrog sind. Diese Dinge beherbergen eine Seele,... ein Geschöpf, dass aus einer anderen Zeit oder auch Welt kommt... keine Ahnung, wie ich das besser erklären kann.“
Emanuele: „Ist das das Ding wo du den Dämon in deinem Keller gefangen hältst?“
Julia: „Hmmm, ... ja...! (Sie hat den ersten Kaffee leer)... Reichst du mir bitte den anderen Kaffee?“
Emanuele: „Wenn ich aufstehen darf.“
(Holt den zweiten Kaffee.)
Julia: „Willst du nichts essen? Bediene dich!“ (Sie zeigt auf den Tisch auf dem Brötchen stehen, Marmelade und Butter.)
Emanuele: „Dankeschön,...!!!“
Julia: „Im Kühlschrank sind kalte Getränke,... bediene dich.“
Emanuele: „Ich esse nicht sonderlich viel und morgens eigentlich nie. Greift nach einem Brötchen. Teilst du dir eines mit mir?“
Julia: „Gerne!“
(Er reißt es in der Mitte auseinander.)
Emanuele: „ Na siehst du wir teilen das Brot, ist doch überaus christlich. Das sollte die Dämonen fernhalten.“
Julia: „Geht es dir beim Malen nicht auch so? Ist es nicht so, dass du im Grunde die Seele der Dinge ins Bild bannst, wenn du es malst?“
Emanuele: „Das ist ein entsetzlicher Gedanke. Nach der Logik würde ich deine Seele in dem Bild einsperren, würde ich dich malen.“
(Julia reißt sich kleine Stückchen ab und ist das Brötchen nackt.)
Julia: „Hmmm,.. vielleicht ist es ja auch nur ein Abbild davon... ein Teil davon,... wer weiß das schon... PINSELKILLER.“ (Sagt sie laut und muss Lachen)
(Seine Mundwinkel zucken, er will nicht lachen.)
Emanuele: „Wie bist du darauf gekommen so ein Leben zu führen?“
Julia: „Reingerutscht? … (Sie will es nicht wirklich erzählen.) Es war, denke ich, eher so, dass das Universum mich damit gefunden hat,... vielleicht, weil ich empfänglicher dafür bin, als andere? … Und du? … Du kamst auf das Malen um deine Vergangenheit aufzuarbeiten, … hattest du gestern zumindest gesagt.“
Emanuele: „Das habe ich gesagt? Wer weiß, vielleicht hast du dir das nur eingebildet. Ich male weil ich begabt bin. Das wüsstest du, wenn du meine Bilder kennen würdest.“
Julia: „Hmmm,... ja das hast du,... wie du siehst, ich höre zu.“ (Sie lächelt)
Emanuele: „Nicht umsonst habe ich Ateliers auf der ganzen Welt. Du solltest mal mitkommen. (Zwinkert.) … Welche Stadt würde dir gefallen?“
Julia: „Wenn dich Frau Dr. Mellor beauftragt,... musst du begabt sein... sie hat guten Geschmack... ich schätze sie sehr. … Prag? ... Prag würde mir gefallen. … Das soll nicht heißen, dass ich mit dir mitgehe.“ (Sie lacht.)
Emanuele: „Du suchst dir eine der wenigen Städte aus, in denen ich kein Atelier habe. Aber was solls dann kaufe ich mir eben eins.“
(Sie verdreht wieder die Augen...)
Julia: „Du bist schon so ein verwöhnter Snob,... oder? ... Oder Nein,.. du tust so, als wärst du das. Was bringt dich dazu, so zu sein? – Selbstschutz?“
Emanuele: „Das war mein Ernst, ich habe in der Gegend noch nichts. Wenn ich etwas will, dann kaufe ich es mir einfach, wieso auch nicht? Ich werde sicher nicht mein Leben lang sparen um das Geld dann irgendwann irgendwelchen Verwandten zu hinterlassen. … Die können sich ihr Geld selbst verdienen. Ich mach mit meinem Geld, was mir Freude bereitet. … Das nennt man nicht Snob sein, sondern leben.“
Julia: „Verwandte... mit denen du dich eh nicht verstehst,... ok... ich verstehe aber … Hmmm,.... so hat eben jeder sein dämonisches Geheimnis.“
Emanuele: „Das Leben schmeckt süß, wenn man es auskostet Deshalb brauch ich auch keinen Zucker in meinem Tee.“
Julia: „Ich trinke meinen Kaffee auch schwarz und ungesüßt.“
Emanuele: „Du denkst also ich hätte Geheimnisse?“
(Julia stößt sachte mir ihrer Tasse an die Tasse von Emanuele.)
Julia: „Ja,.. aber sowas von,... du strömst das aus allen deiner Poren.“
(Sie schaut ihn genau an ... kurze Stille,... dann schreckt sie zurück. Sie lehnt sich zurück, um den Abstand zwischen ihnen zu vergrößern. Emanuele verdreht die Augen und trinkt einen Schluck.)
Julia: „Soll ich weiterreden?“
Emanuele: „Wenn du dich nicht selbst aus dem Raum rauszuckst?“
Julia: „Du heckst etwas aus,.. du planst etwas ... ähm,.. Unschönes!“
(Sie schaut ihn genau an und auch er mustert sie von oben bis unten.)
Emanuele: „Denkst du, du würdest auch so zucken wenn du dich unter mir windest?“ (Neigt den Kopf zur Seite und blickt nachdenklich, bevor er grinst und wieder einen Schluck nimmt.)
Julia: (Geht nicht auf seine Anspielung ein.) „Du lenkst ab.... klar, würde ich auch... ich hoffe, es hat nichts mit mir zu tun... das was du ausheckst.“
(Julia fühlt sich etwas unbehaglich)
Emanuele: „Hat es nicht.“
Julia: „OHA,.. ich hab also recht,... du heckst etwas aus.“
Emanuele: „Wieso sollte es etwas mit dir zu tun haben, du hast mir doch nichts getan. Wir kennen uns kaum.“
(Sie nimmt ihre Kaffeetasse mit beiden Händen, so als würde sie sie schützend vor sich halten)
Julia: „Wenn du das sagst.“
Emanuele: „Warum sollte ich dir auch etwas tun? Außer…“.
(Emanuele senkt plötzlich den Kopf und packt sich mit den Händen verkrampft an die Schläfen. Er fängt an wild umherzuzucken und schreit. Er tut so als würde er sich in einen Werwolf verwandeln. Julia macht einen Satz auf die Eckbank und schreit... sie erschreckt sich furchtbar)
Julia: „MAAAANN.... LASS DASS! … DU BIST GEMEIN!“
(Emanuele steht auf und läuft gebückt rum und faucht und knurrt und fuchtelt mit seinen Händen rum als seien es Klauen. … Julia zieht eine Schnute. Sie steht beinahe auf der Eckbank. …
Emanuele lacht.)
Julia: „Boah,.. mach dich nicht lächerlich.“
(Er kugelt sich vor Lachen.)
Julia: „Hahaha!“
Emanuele: „Wär dir ein Vampir lieber?“
(Geht zu ihr hin und tut so als würde er ihr in den Hals beißen wollen.)
(Julias Atem geht schnell.)
Julia: „LASS DASS!“
(Sie drückt ihn weg.)
Emanuele: „Emanuele nimmt sich ein zweites Brötchen. Das Tier in mir hat Hunger bekommen.“
(Sie setzt sich wieder.)
Julia: „Du ziehst echt alle Register um nichts sagen zu müssen... ok... ich habs kapiert,... du willst nicht.“
Emanuele: „Was möchtest du denn genau wissen? Du hast doch nur gesagt, dass ich etwas aushecke.“
Julia: „Hmmm,... und was wäre das?“
(Sie schaut ganz unschuldig)
Emanuele: „Ein paar harmlose Streiche.“
Julia: „Harmlos? … Was ist bei dir harmlos?“
Emanuele: „Naja, das liegt im Auge des Betrachters.“
(Er erntet einen kritischen Blick.)
Emanuele: „Ich werd jemanden ein bisschen ins Schwitzen bringen.“
Julia: „Ahh, du meinst du willst Rache üben? … Du kannst ruhig Klartext mit mir reden.“
Emanuele: „Ich werde mal klein anfangen, Zucker mit Salz vertauschen, Schuhe verstecken und dergleichen.“
Julia: „Hmmm! Willst du jemanden dazu bringen, dass er denkt, er sei verrückt?“
(Julia macht große Augen)
Emanuele: „Wie kommst du denn darauf?“
Julia: (Schulterzucken) „Keine Ahnung,... ich dachte nur.“
Emanuele: „Du hast eine gruselige Intuition.“
Julia: „Das macht mir selbst Angst … und eigentlich will ich gar nichts wissen davon.“
Emanuele: „Und dennoch fragst du.“
Julia: „Ich habe eben gespürt, dass da was ist. Ich musste sichergehen, dass es nichts mit mir zu tun hat, das ist alles.“
Emanuele: „Also funktioniert das auch bei nicht übersinnlichen Kreaturen? … Vielleicht weil meine dämonische Schönheit dich verunsichert?“
Julia: „Seit dem ganzen Theater,... ja,... ich hab da wohl geschärfte Sinne dafür... (Sie verdreht ihre Augen.) … Haha,.. dämonische Schönheit.“
(Grinst aber und bekommt rosa Wangen)
Emanuele: „Dafür, dass du selbst andere so liest, bist du ganz schön leicht zu durchschauen.“
Julia: „Ääähm,.. willst du denn nicht wissen, wer die Kundin ist? … Iiich zu durchschauen?,... Das schaffst du nicht.“
(Fester Blick in seine schönen Augen.)
Emanuele: „Du bist ganz schön rot im Gesicht.“
Julia: „Weil ich mich so erschreckt habe eben.“
Emanuele: „Da warst du eher blass. Ich sollte dich öfter zum Erröten bringen, das steht dir. Du siehst lebendig aus. So würde ich dich gerne malen.“
(Sie steht auf und lässt sich noch einen Kaffee raus.)
Julia: „Mich malen..... Hmm,... ich kann mir das nicht leisten... außer Kost und Logis könnte ich dir nichts bieten...“. (Sie schaut frech.)
(Er steht leise auf und stellt sich in Werwolf Pose hinter sie, während sie den Kaffee runterlässt.)
Julia: „Boah... LASS DASS!“
(Sie schiebt ihn etwas auf Abstand.)
Emanuele: „Immer stößt du mich weg.“ (Jammert gekünstelt traurig.)
Julia: „Werwölfe würden es bei mir nicht leicht haben... die bekämen Silber in den Matetee.“
Emanuele: „Kost und Logis heißt du würdest mich bekochen?“
(Er lächelt.)
(Sie blickt triumphierend.)
Julia: „Vielleicht? … Pizza bestellen kann ich gut. … Oder Chinesisch?“
Emanuele: „Du weißt wo ich herkomme oder? Ich esse hier keine Pizza.“
(Sie lacht herzhaft.)
Julia: „... dann müssen wir sie eben selbst machen.“
Emanuele: „Ich könnte dir beibringen wie man die allerbeste Pizza macht.“
Julia: „Das sagst du jetzt so.“
Emanuele: „Das meine ich todernst.“
Julia: „Darauf komme ich zurück,... jetzt hast du ja erst mal eine Kundin. … Wo wohnst du eigentlich?“
Emanuele: „Ich habe mir hier eine Ferienwohnung gemietet.“
(Dreht sich mit dem Kaffee in der Hand um, lehnt sich an der kleinen Küchenzeile an.)
Julia: „Aha,.. du hast hier also noch kein Atelier?“
Emanuele: (lacht) „Wieso auch? Ich habe ein Atelier in Manhattan, in Venedig, Berlin, Barcelona, Paris und dann Rastatt?“
(Er schüttelt den Kopf und lacht.)
Julia: „Warum nicht? ... Hier hast du durch die Nähe zu Baden-Baden ein sehr betuchtes Klientel.“
Emanuele: „Das ist wirklich herzallerliebst. Richtig süß. Du willst mich wohl unbedingt hierbehalten.“
Julia: „Hmmm,... da bin ich mir noch nicht so sicher. Ich muss erst mal mit Max reden,... was er von dir hält.“
(Julia tut etwas bedeutungsschwanger.)
Emanuele: „Tz tz tz!“
Julia: „Ich glaube, dass man dich nirgends halten kann. ... Und vielleicht ist ja gerade das gut so... ich weiß es nicht.“
Emanuele: „Weil ich nirgendwo etwas oder jemanden habe, der mir wichtig genug ist um zu bleiben und es auch niemanden gibt der mich für lange bei sich behalten will. … Ich dachte ich könnte in Venedig bleiben, aber da habe ich mich getäuscht und bin erneut gegangen. … Mein letzter Besuch dort wird meine Rache sein.“
(Sie schaut traurig.)
Julia: „Du tust mir irgendwie leid. Ich finde das wirklich traurig und schade... dass du so denkst... dass dich niemand haben will...“
(Er bekommt glasige Augen.)
Emanuele: „Ich brauche kein Mitleid.“
Julia: „Dabei ist es doch so leicht, eine Person so zu nehmen, wie sie ist,... einfach die Vorzüge sehen... und den Rest respektieren. Hmmm!“
(Julia legt ihre Hand wieder an seinen Arm, eher tröstend.)
(Er zieht den Arm zurück, atmet tief ein und fängt sich wieder.)
Emanuele: „Ich bin zufrieden. Ich kann die ganze Welt mein Eigen nennen.“
Julia: „Außerdem ist das kein Mitleid,... ich leide mit Dir,... da ist ein Unterschied,... für mich zumindest. … Aber du leidest gerne,... du stellst dich gerne als Opfer hin. Hmmm, tu das nicht... lass den Kopf oben… Verzeih, dann brauchst du vielleicht auch das Gefühl der Rache nicht mehr ausleben.“
Emanuele: „Leiden ist nicht das schlechteste. Schmerz inspiriert, öffnet neue Türen und neue Möglichkeiten. … Davon kannst du mich nicht abhalten.“
Julia: „Wenn meine Kundin dafür nachher zufrieden ist... meinetwegen!“
(Nachdenklich) ... „Mir machen solche Gefühle immer Angst.“
Emanuele: „Rachsucht?“
Julia: „Wie war das? Salz mit Zucker vertauschen und so?“
Emanuele: „Harmlose Streiche, wie gesagt.“
(Lächelt diabolisch in seine Tasse.)
Julia: „ ... Mir fällt es schwer, mich in irgendwas einfach so hineinzugeben und loszulassen,... mir macht das Angst... ich WILL alles unter Kontrolle haben,... liegt wohl daran, dass ich damals beinahe gestorben wäre.“
Emanuele: „Aber es kann schön sein, die Kontrolle zu verlieren, sie abzugeben.“
Julia: „Ich hatte Glück, nur mein Freund damals nicht. … Mag sein, dass das schön ist,... aber ich werde echt ganz kirre, wenn ich nur daran denke.“
(Sie schüttelt sich.)
Emanuele: „Du kannst ja jemandem die Kontrolle überlassen, dem du vertraust.“ (Er mustert sie.)
Julia: „Muss man sich das Vertrauen nicht erst verdienen? (schaut ihn fragend an) … auch wenn es noch so vertraut scheint,... ist es das wirklich? … (murmelt), ...es fühlt sich wirklich verdammt vertraut an.“
Emanuele: (Er greift nach ihrer Hand und sieht ihr tief in die Augen) „Du hast doch einen sechsten Sinn, also was sagst du, kannst du mir vertrauen?“
(Schaut ihm lange in die Augen ... legt sachte ihre Hand an seine Seite, zieht ihn zu sich heran und küsst ihn vorsichtig)
Julia: „ ... Es fühlt sich so seltsam an,... es ist so unwirklich,... ich denke dann... ich verrate Steven damit? ... ich weiß das ist Quatsch... aber mir gehen dann so viele Gedanken durch den Kopf... (redet nervös) Außerdem bist du bald wieder weg. … Was dann? … Will ich das,... will ich es nicht? … Was, wenn Ilya Duvent das mitbekommt? … Du wärst nicht sicher...“
(Sie schüttelt den Kopf)
Emanuele: (Sieht sie an, streicht ihr vorsichtig über die Wange. … Flüstert.) „Du denkst zu viel nach.“ (Küsst sie vorsichtig und sanft.)
(Julia genießt das zusehends. Und gibt sich tatsächlich für einen Moment hin. Aber nur für einen Moment. Dann löst sie sich vorsichtig und verlässt den kleinen Raum ... atmet tief durch...)
Julia: „Es wäre nicht fair dir gegenüber. … Glaube ich! … Ich kann diesen Dämon nicht haben, weil es zu gefährlich ist,... du bist ihm ähnlich,... ich denke... dass ich in dir etwas anderes sehe.“
(Er geht ihr nach.)
Emanuele: „Entschuldige... Geht es dir gut? … Wer ist Ilya Duvent?“.
Julia: „ GUT? … Ja,… Nein,.. JADOCH,... OH MAN!“
(Sie hält sich die Hände an den Kopf.)
Julia: „Ilya Duvent ist das Wesen, dass in den Seelentrog eingesperrt und in meinem Keller im Safe eingeschlossen ist... das ist das, was ich dir die ganze Zeit versuche zu sagen. … Das ist das Wesen, dass ich spüre,... immer wieder,... erst recht, wenn ich das Buch berühre.“
Emanuele: „Aber er ist eingesperrt, das sagtest du doch. Was will er denn schon ausrichten? Und wieso sollte es ihn interessieren ob du mich küsst?“
(Sie dreht sich zu Emanuele herum, schaut ihn an)
Julia: „Er kann auch töten, ohne dass es ihm jemand befielt... natürlich nur, wenn er befreit ist.“
Emanuele: „Und er würde mich töten, wenn ich dich küsse?“
Julia: „Ich glaube schon... ... ACH ICH WEIß ES NICHT! … Aber ich hätte ständig Angst, ich will nicht noch jemanden auf dem Gewissen haben.“
(Sie wirkt etwas verzweifelt.)
Emanuele: „Was soll das, bist du mit ihm zusammen oder was hat ihn das zu interessieren?“
Julia: „Nein, wie sollte ich mit einem Dämon zusammen sein, ... ich weiß auch nicht... ich fühle mich eben irgendwie zu ihm hingezogen... so wie zu dir, ...und das macht mir Angst… Unterschätze seine Kraft nicht. … Du bist ihm so ähnlich.“
(Sie trippelt nervös auf der Stelle.)
(Er dreht sie zu sich um und sieht sie eindringlich an.)
Emanuele: „Da gibt es ein paar kleine aber feine Unterscheide. Ilya Duvent ist ein Dämon. Er tötet, er ist eingesperrt in einem Buch. Ich bin hier, ich bin real, ich bin warm du kannst mich anfassen, mich spüren. Also nimm mich und nicht ihn.“
Julia: „So einfach ist das nicht.“
Emanuele: „Warum?“
Julia: „Es ist wie bei dir,... du willst leiden? … Ich habe Ängste. ... Darüber kommt man nicht weg mit einem Fingerschnippen. … Das kannst du auch nicht einfach so weg reden. … Tz!“
Emanuele: „Nenn mir irgendeine Person da draußen, die nicht leidet, die keine Ängste oder irgendwelche andere Probleme hat. … So etwas gibt es nicht.“
Julia: „Was interessieren mich andere,... ich bin hier. Ich bin ja nicht verantwortlich für die Probleme anderer.“
Emanuele: „Ganz genau, also wo ist das Problem?“
(Er lächelt sie liebevoll an.)
Julia: „Wie ich vorhin schon sagte,... Vertrauen muss sich erst verdient werden... das funktioniert im Allgemeinen nicht einfach durch einen Kuss, der ganz passabel ist.“
(Sie lächelt gequält)
Julia: „Versteh doch, ...ich will dir nicht auch noch weh tun... weil ich nicht weiß, ...was ich fühle... wenn du vor mir stehst … und ob es nicht einfach nur ein Ersatz ist, den ich mir wünsche... einrede …“.
(Sein Gesichtsausdruck wandelt sich.)
Emanuele: „Ich werde nie zu irgendjemandem Vertrauen aufbauen können. Man stößt mich schon weg, bevor ich die Chance habe einen einzigen Schritt in Richtung Vertrauen zu gehen. Es ist immer das gleiche.“
Er kämpft mit den Tränen, bewahrt aber die Fassung.
Emanuele: „Ich bin immer der Ersatz für irgendjemanden, für ein paar Momente. … Bis den Personen wieder bewusst wird was sie wirklich wollen…“
(Sie unterbricht ihn.)
Julia: „…Ach was weiß ich...“.
(Sie zieht ihn zu sich und küsst ihn hingebungsvoll. Ihr Herz klopft sehr schnell.)
(Emanuele erwidert den Kuss und zieht sie in eine innige Umarmung dabei. Er streichelt ihr über die Haare.)
(Julia lässt sich komplett in das Gefühl gleiten. Trotz ihrer Angst... sie lässt es zu.)
(Emanuele schließt die Augen.)
(Sie holt Luft)
Julia: „Und was passiert jetzt?“
(Er öffnet die Augen leicht und sieht sie schweigend an. … Blickt sie mehrere Sekunden an.)
Emanuele: „Ich weiß es nicht…“
Ihr Mobiltelefon klingelt.
Julia geht ran, nachdem sie es umständlich aus ihrer Hosentasche gezogen hat
(Sie schaut Emanuele an)
Julia: „Pascal sagt, dass Frau Dr. Mellor da ist, er würde die Dame hochschicken. … (Blick auf die Uhr) ... sie ist etwas zu früh.“ (kichert)
Emanuele: „Ja, natürlich. Ich begrüße sie und werde dann meine Malsachen holen.
(murmelt) Sie ist viel zu früh!“
Julia: „Wie lange bist du noch in Rastatt?“.
Emanuele: „So lange wie du willst.“
Klopf Klopf
(Julia geht nach vorn um die Tür zu öffnen.)
…
Oh mein Gott, das ging ja wirklich turbulent zu. Beide sind Menschen, die jeder für sich schon Schlimmes erlebt und emotionale Achterbahnen durchfahren haben. Jeder auf der Suche nach etwas, was innere Zufriedenheit bringen soll? … Können unsere Protagonisten einen Weg finden, damit klar zu kommen? Sich vielleicht sogar gegenseitig helfen? Werden sie es ihrem Umfeld kundtun? Oder eher geheim halten? … Schauen wir ein andermal wieder rein und lesen, was die Autorinnen Verena Valmont und Manuela Maer herausfinden.
Danke fürs Reinlesen.
Eure Verena und Manuela